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Haus der Begegnung
Dein Ort in der Waldstadt
18.10.2023

Die Nachbarschafts- & Begegnungshäuser stellen sich vor

Die Nachbarschafts- & Begegnungshäuser stellen sich vor

Am 17.10.23 tagte der Ausschuss für Gesundheit, Soziales, Wohnen und Inklusion (GSWI) in Potsdam.
10 Minuten hatte Christin Kube Zeit im GSWI die Arbeit der Nachbarschafts- und Begegnungshäuser und das Konzept "Stadtteilarbeit in Potsdam" vorzustellen. Christin Kube (Stadtteilkoordinator für Bornstedt) ist einer von drei gewählten Sprecher:innen des Arbeitskreises, neben Antoinette Fuchs (Haus der Begegnung) und Tim Spotowitz (Bürger:innenhaus am Schlaatz).

Die Präsentation wurde von den Ausschussmitgliedern sehr wohlwollend entgegengenommen, auch von Frau Siegel und Herrn Jekel gab es lobende Worte. Für Interessierte hier die vollständige Rede:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

wir freuen uns, hier heute zu Ihnen zu sprechen zu können und Ihnen unsere Arbeit etwas näherbringen zu können.

Wir, das sind Antoinette Fuchs, Tim Spotowitz und Christian Kube. Wir sind die gewählten Sprecher*innen des Arbeitskreises Nachbarschafts- und Begegnungshäuser in Potsdam. Dieser Arbeitskreis ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Mitarbeitenden der verschiedenen Einrichtungen dieser Art in Potsdam mit dem Ziel des gegenseitigen Austausches, der gegenseitigen Unterstützung und der Weiterentwicklung dieser, aus unserer Sicht wichtigen Arbeit für die Potsdamerinnen und Potsdamer in (fast) allen Stadtteilen... 

... Wie kam es nun zu dem vorliegenden Papier? Dazu gestatten Sie mir einen kurzen Blick in die Historie. Nach den Wirren der Nachwendezeit mit unglaublich vielen kreativen Potentialen, Selbstorganisation und großen Freiräumen für soziale und kulturelle Projekte, wurden nach der Jahrtausendwende in Potsdam aufgrund des Wachstums, der Sanierung weiter Teile der Stadt und der steigenden Preise für Immobilien Orte für Kultur und soziale Projekte knapper. Die Landeshauptstadt Potsdam hat daraufhin in den nuller Jahren angefangen, in verschiedenen Stadtteilen soziale und kulturelle Zentren bzw. Orte zu fördern bzw. neu zu schaffen. Diese bekamen den Terminus „Nachbarschafts- und Begegnungshäuser“ und wurden durch die Landeshauptstadt unter dem Begriff „sozial-kulturelle“ Arbeit geführt. Aus einer Handvoll Häuser sind es bis heute ca. 20 Läden, Häuser bzw. Zentren geworden, mehrheitlich organisiert durch freie Träger, welche unterschiedlichste Aufgaben für ihre Besucher*innen übernehmen. Da sind zum einem Kurse für alle Altersgruppen, Beratungen in verschiedenen Lebenslagen, Nachbarschaftstreffs, kulturelle Veranstaltungen, Räume für private Feiern, kreative Versuchsstationen oder auch nur Orte, um andere Menschen aus der Nachbarschaft kennenzulernen. Zum anderen sind diese Einrichtungen Informationspunkte in den Stadtteilen, Treffpunkte und Basis für Aktionen und Veranstaltungen im Stadtteil.

In den letzten Jahren haben sich die die Anforderungen und Ansprüche der Potsdamer*innen, aber auch jene aus Politik und Verwaltung an die sozial-kulturelle Arbeit verändert. Zunehmend wird in Zeiten besonderer Anforderungen (beispielsweise 2015, Covid-19, Ukraine-Krieg) auf die Netzwerke und die Infrastruktur der Nachbarschaftshäuser zurückgegriffen, zunehmend werden Veranstaltungen nicht nur in den Räumlichkeiten der Häuser, sondern auch darüber hinaus in den Quartieren organisiert, zunehmend können wir einen gestiegenen Bedarf an Beratungen aller Art, vor allem aber, und das möchte ich nochmal betonen, sozialer Natur, konstatieren, zunehmend sehen wir uns mit der Vereinsamung älterer Menschen und den fehlenden Perspektiven für Jugendliche konfrontiert.

Die Arbeit der Nachbarschafts- und Begegnungshäuser ist also aus den Häusern „herausgewachsen“. Das war für uns der Grund, uns mit den Inhalten und der Ausrichtung unserer Arbeit zu beschäftigen. Als Oberbegriff haben wir den Terminus „Stadtteilarbeit“ gewählt, da er aus unserer Sicht am Besten die Arbeit beschreibt, die die Kolleg*innen seit Jahren konsequent leisten. Der Begriff ist in diesem Sinne die moderne Version des älteren Begriffes „Gemeinwesenarbeit“.

In Absprache und in regelmäßiger und konstruktiver Zusammenarbeit und Reflexion mit dem Fachbereich 39 in Persona mit Frau Siegel und Herrn Jäkel haben wir, also die Mitglieder des Arbeitskreises, einen moderierten Diskussionsprozess geführt. Das Ergebnis halten Sie in Ihren Händen bzw. in Ihren Emailfächern. Wir haben versucht, die Besonderheiten Potsdams zu analysieren und dadurch die Aufgaben und Ansprüche an unsere Arbeit zu formulieren.  

Wenn Sie, sehr geehrte Stadtverordneten, nun in naher Zukunft den Haushalt für die nächsten Jahre beschließen werden, möchten wir Ihnen eins mit auf den Weg geben: Potsdam hat durch die Förderung der Stadtteilarbeit dafür gesorgt, die Lebensqualität in den Stadtteilen zu erhöhen, den Menschen Anlaufpunkte außerhalb des Konsumierens gegeben, die Infrastruktur für mannigfaltige Unterstützungsangebote zu schaffen und die Quartiere beleben. Durch die direkte Verortung in den Quartieren können die Mitarbeitenden der Stadtteilarbeit die Stimmung und ggf. auch die Krisen direkt wahrnehmen und schneller darauf reagieren als beispielsweise Teile der Verwaltung.  Insofern fungiert die Stadtteilarbeit als Seismograph für die Stimmung in den jeweiligen Stadtteilen. Daher versteht sich der Arbeitskreis in diesem Zusammenhang als beratendes, fachbereichsübergreifendes Gremium für die Stadtverwaltung und gern auch für die Lokalpolitik in Belangen der Stadtteile.

Dabei gerät die soziale Komponente immer mehr in den Focus unserer Arbeit. Außerdem ist die politische Bildungsarbeit, die Demokratieförderung und Demokratiearbeit in allen Stadtteilen ein Schwerpunkt unserer Arbeit, was gerade in Zeiten politischer Verwerfungen noch an Bedeutung gewinnen wird. Jeder Euro, der nun in diesem Bereich eingespart werden muss, wird sich doppelt schmerzlich auswirken, denn die die gestiegenen Anforderungen und Ansprüche an die Stadtteilarbeit haben das Personal der Häuser, sowohl haupt-, als auch ehrenamtlich, bereits an die Belastungsgrenze gebracht. Es werden soziale Angebote wegbrechen, Beratungen dichtmachen (denn nicht nur der Sekiz hilft Menschen in Notlagen) und das soziale und kulturelle Leben in den Stadtteilen wird ärmer. Und es ist ebenso nicht vermittelbar, warum die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst nicht auch an die Fachkräfte der Nachbarschafts- und Begegnungshäuser gezahlt werden sollen. Die Inflation macht weder vor den Energiekosten der Nachbarschaftshäuser halt, noch vor der Lebenswelt der Mitarbeitenden.

In einer wachsenden und sich verändernden Stadt wie Potsdam werden mehr unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen zusammenleben. Dafür braucht es resiliente Nachbarschaften, es braucht konkrete Orte, an denen demokratisches Miteinander gelebt und geübt werden kann.

Für die Erledigung der beschriebenen Aufgaben im Sinne einer zukunftsfähigen Stadtteilarbeit brauchen wir:

·        eine zuverlässige und planbare Grundförderung,

·        die Sicherstellung und Finanzierung von ausreichendem und qualifiziertem Personal,

·        die Bereitstellung geeigneter Räume und Örtlichkeiten sowie

·        eine bedarfsgerechte Infrastruktur.

Dieses Papier verstehen wir als Living Document, als etwas Organisches, sich Entwickelndes. Wir laden Sie daher ein, dieses Papier mit uns gemeinsam zu verändern und weiterentwickeln, um Potsdam auch in Zukunft bunt, demokratisch und sozial in den Stadtteilen voranzubringen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit"